Der Anruf
Der Anruf

Der Anruf

Es hätte ein Abend wie jeder Andere werden können. Doch am 26. Januar um 19:02 Uhr wurde unsere Welt ein bisschen auf den Kopf gestellt…….

Aber erst mal zum Anfang: Schon Ende 2019 spielte ich mit dem Gedanken auszuwandern. Es war noch nicht alles in trockenen Tüchern und ob ich das wirklich machen wollte war mit damals auch noch nicht so klar. Die Vorbereitung waren im Gange, doch dann kam das große C. Die Welt stand still, mein ersehnter Job in weiter Ferne, in weiter Ferne. (Ha Wortspiel)

Dann geschah soooo viel. Ich lernte meine zukünftige Frau kennen, wir bauten einen Sprinter zum Wohnmobil um, zogen zusammen, waren ein paar mal Campen und schafften uns einen Hund an und verlobten uns. Trotzdem war da immer dieses Gefühl…

Ich habe nie woanders gelebt. Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen und hab meine Ausbildung hier gemacht. Wir waren zwar früher oft im Urlaub, auch mal weiter weg und über den Teich aber woanders gelebt habe ich nie. Durch meine Job konnte ich schon viele Länder und Kulturen kennen lernen und ich denke so wuchs diese Sehnsucht jedes Mal ein bisschen.

Im Herbst 2022 hielt ich es nicht mehr aus. Ich durchsuchte das Internet nach Jobs und Möglichkeiten. Egal wohin, Hauptsache weg. Erstaunlicherweise war Anni ebenfalls euphorisch und ich konnte sie für den Gedanken begeistern. Auswandern? Wir beide, mit Hund? Ja! oder?

Wie der Zufall so will erfuhr ich über eine frei werdende Stelle in Amerika. Genau das was ich machen wollte. Also Anni geschnappt, den Hund bei den Schwiegereltern geparkt und zu dem als Spontan-Trip getarnten Firmenbesuch gestartet. Anni, die noch nie in den USA war, traf es dementsprechend hart. Was für ein Kulturschock. Drive-in Bankautomaten? Nationalparks die sich entschuldigen, wenn man zu Attraktion die letzten 150 Meter laufen muss. Aufgesetzt Smalltalk. Alles ein bisschen viel auf einmal. Glücklicherweise war ich schon mehrmals in America und konnte über viel Sachen schmunzeln oder mich sogar dafür begeistern.

Als wir wieder Zuhause waren war das Thema für Anni erstmal vom Tisch. Nicht da hin, trotz der wunderbaren Natur und den unendlichen Freizeitangeboten. Bei mir hieß es warten. „Wir melden uns…“ Man kennt’s. Die Ungewissheit machte uns sehr zu schaffen. Mir weniger aber trotzdem spürbar. Geht man diesen Schritt? Tut man das seinem Partner an? Seinem Hund? Wir haben uns immer gesagt: Wenn dann nur zu Zweit. Das stand für mich auch außer Frage. Niemals würde ich Anni für einen Job zurücklassen. Trotzdem sah ich wie es sie belastete.

Es kam zu mehreren Telefonaten und schließlich zum Bewerbungsgespräch. Dann kam der 26. Januar. Wir saßen auf der Couch und wollten unser Xbox Co-op Spiel weiterspielen, da klingelte meine Handy. Vorwahl +1. Ich nahm ab und erfuhr von der Stimme am anderen Ende, dass sie mich in ihrem Team haben wollten. Es folgt einer der skurrilsten Momente meines Lebens.

Ich legte auf und das Handy weg. Mit den Worten: „Ich hab den Job“ entglitten uns die Gesichter. Leider in die völlig entgegengesetzte Richtung. Während ich lachte und mich freute wie ein dickes Kind an Weihnachten , heulte Anni wie Letzteres ohne Weihnachtsgeschenk. So lagen wir uns in den Armen….

Machen ist wie wollen, nur viel krasser…