Und nun nach langer Pause geht es hier weiter mit einigen Unterschieden zwischen USA und Deutschland.
Was mir schon bei unserem Urlaub 2022 aufgefallen ist, die Natur. Ich habe noch nie solche großen und alten Bäume zuvor gesehen wie hier in Washington. Und nicht nur in den Nationalparks, sondern auch bei uns im Ort und der Umgebung gibt es zahlreiche Bäume, die weit über 100 Jahre alt sind. Meistens sind das Douglasien und andere Nadelbäume. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit in den Wäldern sind viele Äste und Stämme auch bemoost. Auf dem weichen Waldboden wächst vorwiegend Farn und Brombeeren. Was mich richtig fasziniert, sind die kleinen, jüngeren Bäume, die auf alten vermoderten Stämmen wachsen. Ein Foto dazu findest du hier. Irgendwann wenn der Stamm völlig verwest ist, stehen dann die Wurzeln in der Luft. Vermutlich ein ganz normaler natürlicher Prozess, habe ich aber in Deutschland noch nie gesehen. Die Landschaft an unserem neuen Wohnort ist nicht nur wilder sondern auch vielfältiger. Innerhalb von einer halben Stunde sind wir am Meer, innerhalb von 15 Minuten an einem großen See und innerhalb von 40 Minuten in den Bergen. So viel Vielfalt an einem Fleck wird auch von den Amerikanern sehr geschätzt. Es gibt viele Einwanderer aus allen anderen Staaten, z.b. Texas, Hawaii und der Ostküste. Und auch Europäer, sowie Asiaten habe ich schon kennengelernt, die sich in Washington verliebt haben.

Auch die Tierwelt ist hier ein bisschen anders, als in Deutschland. Die Eichhörnchen sind fast doppelt so groß und sehr zutraulich. Auch Rehe hab ich schon einige Male über den Parkplatz laufen sehen. Kolibris kommen uns immer mal wieder auf dem Balkon besuchen. An der Küste fliegen Weißkopfseeadler. In den Flüssen schwimmen Lachse. Es gibt Warnungen bzgl. Bären und Kojoten, die wir aber noch nicht gesichtet haben. Und jetzt im Winter haben wir auch schon die ersten Robben an der Küste entdeckt.

Inzwischen liegen auch ein paar Feiertage hinter uns. Einige werden hier sehr groß zelebriert. Zum Beispiel gabs am 4th of July oder auch Independence Day genannt ein großes Feuerwerk in allen großen Städten der USA. Ich würde mal behaupten, dass es sogar spektakulärer war, als jetzt an Silvester. An Thanksgiving wünscht man sich „Happy Thanksgiving!“ lädt Freunde oder Familie ein und isst traditionell Turkey oder Ham. Geschäfte sind sowohl an Sonntagen, wie auch an Feiertagen geöffnet, wenn auch ein paar Stunden weniger als üblich.

Wenn ich so an der Straßenverkehr denke, fallen mir auch noch ein paar Unterschiede ein. Zum Beispiel gibt es die, ich nenn sie mal “Schilderhalter”, das sind Menschen, die für eine Baustelle den Verkehr regeln. Wo in Deutschland mobil aufgestellte Ampeln den Verkehr regeln, stehen hier den ganzen Tag Menschen mit einem Schild in der Hand auf der Baustelle, die den Autofahrern entweder vermitteln, dass sie langsam vorbei fahren dürfen oder Warten müssen. So ähnlich ist es auch im Baumarkt. Wenn ein Gabelstapler deinen Weg kreuzt, wird entweder der Gang kurzeitig gesperrt oder es läuft einer mit einer roten Fahne voran, der aufpasst, dass niemand in den Gabelstapler läuft. Ganz schön ungewohnt. Bei den Auffahrten zum Freeway (wie in Deutschland die Autobahn) ist es auch so, dass die auffahrenden Fahrzeuge von den Autos, die bereits auf dem Freeway sind beachtet werden müssen, das empfinde ich als etwas rücksichtsvoller und angenehmer. Fest installierte Blitzer gibt es nur in den Schulzonen. Alles andere machen Polizisten von Zeit zu Zeit mobil aus dem Auto heraus und meistens auf dem Freeway. Statt kmh gibt es Miles per hour als Geschwindigkeitsangabe und -begrenzung. Und die liegt auf dem Freeway nicht höher als 60mph, also umgerechnet circa 95kmh. Die “Autobahn” aus Deutschland ist den Amerikanern übrigens sehr bekannt, weil es in Deutschland ja teilweise keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt, was hier undenkbar wäre. Und wenn wir schon zu den anderen Größenangaben kommen…
Mit denen haben wir noch immer den größten Struggle!!! Insbesondere wenn mich jemand fragt, ob ich 6 Inch von etwas benötige oder noch besser 9/16 Inch und wie kalt es in den nächsten Tagen (in Fahrenheit, statt Celsius) wird. Rezeptangaben sind meistens in Cups und (Tee-) Löffel, manchmal auch fluid ounce oder Pounds. Eine Arbeitskollegin meinte aber letztens zu mir, dass sie lieber gerne Rezeptangaben in Gramm benutze, da sie genauer sind!…ja wir werden bestimmt noch einige Zeit brauchen, um die anderen Maßangaben zu verinnerlichen. Meine Umrechnungsapp auf dem Handy hilft mir aber ganz gut durch diesen Dschungel.